04.10.2024 | Es war sprichwörtlich kurz vor zwölf: In letzter Sekunde haben die Arbeitgeber Verantwortung übernommen und einem Zwischenergebnis zugestimmt. Warnstreiks ab dem 1. Oktober konnten so zunächst verhindert werden. In den insgesamt drei Verhandlungsrunden hatte die IG Metall deutlich zu verstehen gegeben, dass sie den Konflikt im Betrieb zur Not nicht scheuen wird. Nun konnte am letzten Septembertag eine Einigung zwischen der IG Metall und dem Landesverband Sachsen-Anhalt Holz- und Kunststoffe e.V. getroffen und der Tag spät am Abend mit einem gemeinsamen Eckpunktepapier geschlossen werden. Danach soll die wöchentliche Arbeitszeit in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie in Sachsen-Anhalt schrittweise abgesenkt werden. Der erste Schritt der Absenkung soll spätestens am 01.01.2027, der letzte Schritt auf eine 35-Stunden-Woche soll spätestens am 01.01.2032 jeweils mit vollem Lohnausgleich erfolgen.
„Das ist ein starkes Zwischenergebnis, das nicht nur eine Arbeitszeitverkürzung um 4 Stunden, sondern auch signifikante Zuwächse bei den jährlichen Sonderzahlungen und der Möglichkeit einer Umwandlung dieser Zahlung in zusätzlich freie Tage und damit der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bringt“, erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Markus Wente.
Ab 2025 sollen das zusätzliche Urlaubsgeld und die Sonderzahlung (Weihnachtsgeld) auf das Niveau des Tarifgebietes Niedersachsen insgesamt erhöht werden. „Wir konnten den von den Arbeitgebern gekündigten Tarifvertrag zur Sonderzahlung, also das umgangssprachliche Weihnachtsgeld, damit absichern! Das Urlaubsgeld und die Sonderzahlung sollen in Sachsen-Anhalt ab dem Jahr 2025 von den jetzigen circa 125 % eines Monatseinkommens pro Jahr auf das Niveau der niedersächsischen Holz- und Kunststoffindustrie, also 134,5 % eines Monatseinkommens, erhöht werden. Ein Teil der Sonderzahlung soll spätestens ab 2026 wandelbar sein in bis zu 6 zusätzlich freie Tage. Dieses soll zusätzliche Entlastung insbesondere bei Beschäftigten im Schichtbetrieb bringen und sorgt für zusätzliche Attraktivität“, so Wente.
Das Ziel der IG Metall in Sachsen-Anhalt ist ein insgesamt zukunftsfähiger Manteltarifvertrag für die Holz- und Kunststoffindustrie. Hierfür ist mit dem Eckpunktepapier die Basis geschaffen worden. Bis zu einer endgültigen Tarifeinigung ist das Zwischenergebnis beiderseits auch kündbar, was unweigerlich Bewegung in den Betrieben zur Folge hätte. Um dieses möglichst zu vermeiden, haben die Tarifvertragsparteien bereits sechs Folgetermine zur Finalisierung des neuen Tarifwerkes vereinbart. Der nächste Termin findet am 4. November 2024 statt. In der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie arbeiten in Sachsen-Anhalt circa 4.500 Beschäftigte in etwa 60 Betrieben.