Continental will Sparprogramm verschärfen

Demo-Bilder und Petition: Conti darf Beschäftigte nicht schröpfen

29.09.2020 | Eine satte Milliarde Euro plant Continental jährlich einzusparen. Beschäftigte, Aufsichtsrat und IG Metall fordern eine echte Geschäftsstrategie sowie Zukunftsbilder für die einzelnen Standorte, statt stumpfes Sparen, erklärt Thorsten Gröger.

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„Gier ist das Credo der Arbeitgeber bei Conti, die mit Massenentlassungen, Verlagerungen und Standortschließungen aufwarten. Wir fordern: Menschen vor Profiten! Gemeinsam kämpfen wir für die Arbeitsplätze an allen Standorten. Das goldene Kalb – der Börsenkurs – darf nicht der Maßstab für alles sein. Andere Konzerne machen es in Zeiten von Krisen mit ihren Geschäftsstrategien vor, denn es geht auch anders."

Die Leidtragenden bei Conti sollen die Beschäftigten sein. Allein sie sollen die wirtschaftlichen Umsatzeinbrüche, die die Coronakrise auslöste, ausbaden. Jedenfalls wenn es nach der Konzernführung von Continental geht. Bereits letzten Herbst hatte das Management Pläne für ein überzogenes Sparprogramm vorgelegt. 500 Millionen Euro jährlich lautete die Zielgröße. Die Begründung damals: ein abflauender Automobilmarkt und Probleme bei der Transformation.

Nun, einige Monate später, meinen die Konzernbosse angesichts der Coronakrise nochmal nachbessern zu müssen. Dabei fällt ihnen wieder nichts Besseres ein, als weiter an der Stellschraube Kosten zu drehen. Statt 500 Millionen sollen nun einfach über eine Milliarde Euro an Kosten eigespart werden. So leicht möchte es sich das Management machen. Krise? Die sollen die Beschäftigten ausbaden! Das scheint ihre Idee zu sein. Statt 20 000 Jobs weltweit stehen nun sogar 30 000 im Feuer, 13 000 davon in Deutschland. Doch was heißt im Feuer? Die Konzernbosse bleiben hier unkonkret. In der Vergangenheit sprachen sie selten von Kündigungen, wollten diese aber auch nicht ausschließen. Die Jobs würden sich „verändern“, war ihre Formulierung. Was das bedeutet, zeigen die Zahlen: 3000 Stellen haben sich schon „verändert“. Konkret heißt „verändern“ in dem Fall, dass 2000 Beschäftigte bereits das Unternehmen verlassen haben.

Conti setzt seine Zukunftsfähigkeit aufs Spiel

Und wie will sich der Konzern jetzt weiter „verändern“? Aktuell planen die Continental-Bosse Standorte zu schließen: Karben bis Ende 2024, in Nürnberg den Automotiv-Standort bis Ende 2022 und den Vitesco Standort Mühlhausen bis Ende 2022.

Während andere große Zulieferer in der Lage waren, Kompromisse zu vereinbaren und mittelfristig Beschäftigungssicherung zu garantieren, plant Continental also den großen Kahlschlag ­ und das nachdem der Konzern zehn Jahre lang eine ordentliche Rendite eingefahren hat. Warum? Es ist anzunehmen, dass das Continental-Management sich durch das Sparprogramm einen Wettbewerbsvorteil am Markt und Kapitalmarkt verschaffen möchte. Doch diese Strategie geht selten auf. Denn wer nach der Krise wieder voll angreifen will, braucht Fachkräfte. Durch das geplante Sparprogramm droht aber ein massiver „Brain-Drain“, der sich zu Lasten von Innovation, Qualität und Kundenzufriedenheit auswirken dürfte. Das Management setzt so leichtfertig die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens aufs Spiel.

Beschäftigte und IG Metall wehren sich

Bei so viel Skrupellosigkeit fehlen einem eigentlich die Worte. Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall und Aufsichtsratsmitglied bei Conti, findet dennoch deutliche: „Werke wie Zitronen ausquetschen und dann das Licht ausschalten, wenn die Marge nicht mehr stimmt, ist fantasielos. Wir finden das Verhalten von Continental verantwortungslos.“ Christiane Benner macht deutlich, dass es eine auf die Zukunft gerichtete Geschäftsstrategie brauche und nicht stumpfe Sparprogramme. Deshalb wird die Gewerkschaft auch eine echte Geschäftsstrategie im Aufsichtsrat einfordern. Klar ist: Es braucht Zukunftsbilder für die einzelnen Standorte. Christiane Benner kritisierte zudem, dass an einigen Standorten bereits Gespräche über eine Perspektive begonnen hätten und der Vorstand aber trotzdem auf Stellenabbau setze. „Wir brauchen jetzt eine Führung, die Krise kann und keine Sonnenkönige.“

Gemeinsam mit der IG Metall kämpft auch die IG BCE für die Arbeitsplätze bei Conti: Unter dem Deckmantel der Corona-Krise solle offenbar „alles zusammengekehrt werden, was den Renditeansprüchen nicht mehr gerecht wird“, kritisiert Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE und des Conti-Aufsichtsrats.

Was die Beschäftigten von den Sparplänen und ihrer Konzernführung halten, werden sie kommende Woche von Montag bis Donnerstag in bundesweiten Aktionen zum Ausdruck bringen.

Mit deiner Unterschrift kannst du die Conti-Beschäftigten unterstützen

Hasan Allak, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der Continental AG, hat gemeinsam mit der IG Metall und IG BCE eine Petition ins Leben gerufen. In dieser schreibt er: „Für uns, die Betriebsräte von Continental und Vitesco Technologies und die Gewerkschaften IG Metall und IG BCE, stehen Arbeitsplatzsicherung und verlässliche Perspektiven für alle Beschäftigten unverändert an erster Stelle!“ Die Petition fordert den Continentalvorstand explizit dazu auf,

  • alle verfügbaren arbeitsmarktpolitischen Mittel auszuschöpfen 
  • die tariflichen Möglichkeiten ausgewogen zu nutzen
  • gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite Lösungen zu finden, die vom Gedanken der Verbundenheit und fairen Lastenverteilung geprägt sind und Perspektiven bieten.

Die Petition und damit die Beschäftigten kannst du mit deiner Unterschrift unterstützen.

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