Gewerkschaft diskutiert auf Hannover Messe die Zukunft des Industriestandort Deutschlands

Zwischen großen Herausforderungen und riesigen Comeback-Chancen

31.03.2025 | Auf der größten Industriemesse hat die IG Metall mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie, Gewerkschaft und Politik intensiv die Zukunft des Industriestandorts Deutschland diskutiert. Unter dem Titel „Industriestandort Deutschland: Rostiges Auslaufmodell oder fulminantes Comeback?“ wurde auf der Digital Transformation Stage eine lebhafte Debatte geführt. Die hochkarätig besetzte Diskussionsrunde – bestehend aus Christiane Benner (Erste Vorsitzende der IG Metall), Jürgen Kerner (Zweiter Vorsitzender der IG Metall), Sigmar Gabriel (Bundeswirtschaftsminister a.D.) und Gunnar Groebler (Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG) – machte deutlich, dass Deutschland als Industriestandort vor großen Herausforderungen steht, aber auch enormes Potenzial für eine erfolgreiche Zukunft besitzt.

Podiumsdiskussion zum Industriestandort Deutschland

Fotos: Heiko Stumpe

Rundgang auf der Hannover Messe 2025

Fotos: Heiko Stumpe

Messe-Stand der IG Metall

Fotos: Heiko Stumpe

Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, unterstrich in Hannover: „Gehen wir der Zukunft entgegen. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen: eine starke Forschungslandschaft, ein noch einzigartiges Produktionsnetzwerk aus großen Endherstellern, einem starken Mittelstand sowie vielen Hidden Champions und hervorragend qualifizierte und hoch motivierte Beschäftigte. Auf dieser Grundlage müssen Manager und Unternehmer jetzt mutige Entscheidungen treffen und in Deutschland investieren, sodass wir bei Innovationen und Zukunftstechnologien wieder an die Spitze rücken. Dafür müssen wir auch Kooperationen stärken. So können wir gute Industriearbeitsplätze erhalten und neu schaffen.“

Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, erklärte: „Angesichts der geopolitischen Umwälzungen müssen wir in Europa lernen, unsere Stärken wirksam auszuspielen. Der EU-Binnenmarkt ist der größte gemeinsame Wirtschaftsraum der Welt. Politiker in Brüssel und in den europäischen Hauptstädten müssen dieses Pfund selbstbewusst und strategisch einsetzen für einen starken Industriestandort und gute Arbeitsplätze. Dafür braucht es klare Local-Content-Vorgaben: Wer in Europa Industrieprodukte verkaufen will, muss zumindest einen Teil der Wertschöpfung hier vornehmen.“

Die Podiumsdiskussion reiht sich ein in eine Welle gewerkschaftlicher Aktionen, die in den vergangenen Wochen ein deutliches Signal an Politik und Wirtschaft gesendet haben. Erst Mitte März hatten mehr als 81.000 Beschäftigte in fünf Großstädten unter dem Motto „Mein Arbeitsplatz. Unser Industrieland. Unsere Zukunft!“ demonstriert. Diese größte öffentliche Aktion der IG Metall seit Jahren hat unmissverständlich klargemacht: Die Beschäftigten sind bereit, für ihre Arbeitsplätze und die Zukunft des Industriestandorts Deutschland zu kämpfen.

Einigkeit herrschte auf dem Podium darüber, dass Politik und Wirtschaft jetzt entschlossen handeln müssen. Investitionen in Infrastruktur, eine verlässliche Energieversorgung, Digitalisierung und die Reduzierung von Bürokratie sind zentrale Voraussetzungen, um den Industriestandort Deutschland zukunftsfähig zu machen. Insbesondere vor dem Kontext weiter zunehmenden Handelsprotektionismus sowohl in den USA als auch in Fernost wurde ebenfalls die Stärkung der Europäischen Union diskutiert.

Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG, mahnte gute Rahmenbedingungen für das Wirtschaften in Deutschland an: „Bundestag und Bundesrat haben ein bedeutendes Finanzpaket beschlossen, das die Grundlage für umfassende Investitionen in die deutsche Infrastruktur legt. Ein kraftvoller Impuls zur Stärkung unserer Wirtschaft. Doch so erfreulich das Finanzpaket ist, für einen langfristigen Erfolg sind auch strukturelle Maßnahmen notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich mittelfristig auch wiederherzustellen. Für die Stahlindustrie ist darüber hinaus wichtig, drei weitere Baustellen entschlossen anzugehen. Dies sind Leitmärkte für grüne Stahlprodukte, denn nur eine verlässliche Nachfrage schafft Planungssicherheit und sichert bereits getätigte Investitionen ab. Außerdem gilt es, einen spezifischen Klimafonds zu etablieren: Denn die Transformation braucht ein Instrument, das über den zeitlich begrenzten Krisenbeihilferahmen TCTF hinausgeht. Und grundlegend ist: Die Genehmigungsprozesse für Infrastrukturprojekte und im Bereich Sicherheit sind zu beschleunigen und zu vereinfachen, denn nur mit effizienten Prozessen kann das Geld schnell wirksam eingesetzt werden. Gelingt es, die Infrastrukturinvestitionen gezielt mit dem Einsatz emissionsarmer Grundstoffe zu kombinieren, können zwei Ziele parallel erreicht werden: die Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur und der Fortschritt beim Klimaschutz.

Die IG Metall bekräftigte erneut, dass sie weiterhin als starke Stimme für eine zukunftsfähige Industriepolitik eintreten wird. Einhelliger Tenor auf dem Podium: Deutschland kann Industrie – aber nur, wenn die Weichen jetzt richtig gestellt werden.

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