Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit

So groß ist die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen: 20 Prozent

19.10.2020 | Am 20. Oktober ist der Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit: Bei diesem Tag wird vom Jahresende zurück gerechnet, bis zu welchem Datum Frauen und Männer gleich „verdienen“.

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Christine Seemann von der Salzgitter AG fordert mehr Entgeltgerechtigkeit.

Ab dem 20. Oktober 2020 hat ein männlicher Beschäftigter im Durchschnitt bereits so viel Geld erwirtschaftet wie beschäftigte Frauen erst am Jahresende. Vergangenes Jahr war dies vier Tage früher der Fall.

Frauen verdienen 2020 in Deutschland, unabhängig vom Beschäftigungsumfang und der Stellung im Beruf, durchschnittlich 17,72 Euro brutto je Stunde. Bei den Männern waren es 22,16 Euro nach den Daten des Statistischen Bundesamts. Daraus ergibt sich ein Verdienstunterschied, die sogenannte unbereinigte Entgeltlücke beziehungsweise der Gender Pay Gap, von 20 Prozent. Und das trotz all der jahrelangen Bemühungen um die Gleichstellung am Arbeitsmarkt. Ganze sechs Prozent beträgt der Entgeltunterschied zwischen Frauen und Männern bei gleicher Qualifikation und gleicher Tätigkeit.

Ohne verbindliche Maßnahmen wird es in Deutschland noch 101 Jahre dauern, bis die Entgeltgleichheit von Frauen und Männern erreicht ist. Diese Prognose veröffentlichte der Europäische Gewerkschaftsbund zu Beginn dieser Woche.

Woran liegt das?

Die unbereinigte Entgeltlücke lässt sich zum Teil damit erklären, dass die Entgelte in Berufen mit einem hohen Frauenanteil oft geringer ausfallen als in traditionellen Männerdomänen wie den technischen Berufen. Hinzu kommt, dass Frauen seltener Führungspositionen innehaben. Ein wesentlicher Grund für den Gehaltsrückstand von Frauen ist auch die ungleiche Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit (Gender Care Gap), etwa bei der Kinderbetreuung, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in einem Report zum Stand der Gleichstellung in Deutschland jüngst detailliert dokumentiert hat.

Darüber hinaus werden bestehende Ungerechtigkeiten durch die Corona-Krise noch verschärft. Dies zeigt sich auch beim Thema Gleichstellung. Frauen haben in den letzten Monaten häufiger ihre Arbeitszeit reduziert. Die Entscheidung darüber, wer nicht nur in der Krise zuhause bleibt und weniger arbeitet, um sich um die Familie zu kümmern, hängt oft davon ab, wer mehr Geld verdient. Deshalb ist es wichtig, die Entgeltlücke zu schließen.

Gibt es auch bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit eine Entgeltlücke?

Auch wenn Frauen den gleichen Beruf wählen und den gleichen Erfahrungsschatz gesammelt haben, hinkt ihr Gehalt dem der Männer oft deutlich hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung von über 57 000 Datensätzen des Portals Lohnspiegel.de, das vom WSI betreut wird.

Was bringen Tarifverträge?

Der beste Weg zu fairen Entgelten sind Tarifverträge. Sie geben eine klare und transparente Struktur vor. Tarifverträge unterscheiden nicht zwischen Männern und Frauen und gelten – von Führungskräften abgesehen – für alle Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben gleichermaßen. Durch Tarifverträge wird die Entgeltlücke insgesamt erheblich kleiner. Sie liegt dann durchschnittlich zehn Prozentpunkte unter der von Unternehmen, die keinen Tarifvertrag haben. Die IG Metall macht sich für eine gerechte Bezahlung und Eingruppierung von Frauen und Männern stark. Dafür brauchen wir auch mehr tarifgebundene Unternehmen.

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