IG Metall-Umfrage

Normalität geht anders - Umfrage zeigt weiter kritische Situation in hunderten Betrieben

19.06.2020 | Die Auswertung einer bundesweiten Umfrage der IG Metall zeigt für den Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt mit Stand Anfang Juni eine weiterhin besorgniserregende Situation in einer Vielzahl von Betrieben.

Foto: hirun/iStock

Es liegen Daten zu fast 600 Betrieben vor, rund 400 in Niedersachsen und rund 200 in Sachsen-Anhalt. Gefragt wurde unter anderem nach der Auftragslage, der Stabilität der Lieferketten und der Einschätzung der Liquiditätssituation. Schwerpunkt der Umfrage, die aktuell alle sechs Wochen durchgeführt wird, ist die Beschäftigungslage in den Betrieben (Umfang und Konditionen der Kurzarbeit, Personalabbau, Ausbildung etc.).

Zwar sieht die Lage insbesondere in Niedersachsen verglichen mit dem Bundesschnitt sogar leicht besser aus; von einer „Normalisierung“ ist der größte Teil der Betriebe aber noch weit entfernt. In mehr als der Hälfte der Betriebe ist die Lage immer noch von gefährdeten oder gestörten Lieferketten geprägt. Bei rund 10 Prozent der befragten niedersächsischen Unternehmen werden in nächster Zeit Liquiditätsengpässe erwartet (5 Prozent der Betriebe stellen aktuell Liquiditätsengpässe fest), bundesweit erwarten dies rund 15 Prozent.

In 70 Prozent der befragten niedersächsischen und rund 60 Prozent der Betriebe in Sachsen-Anhalt werden Regelungen zum Kurzarbeitergeld angewendet oder sind geplant. Das bedeutet: weiterhin müssen hunderttausende Beschäftigte auf erhebliche Teile ihres Einkommens verzichten. Allerdings hat die Kurzarbeit erheblich dazu beigetragen, die Beschäftigungssituation zu stabilisieren. In bisher nur 10 Prozent der Betriebe wurde Stammpersonal abgebaut, in über 30 Prozent der Betriebe wurden allerdings befristete Verträge und Leiharbeitsverhältnisse beendet.

Aufzahlungen zu den geltenden Kurzarbeitergeld-Regelungen gibt es in rund 60 Prozent der befragten niedersächsischen Betriebe, in Sachsen-Anhalt liegt der Anteil bei lediglich 30 Prozent. In über der Hälfte der Betriebe wird erwartet, dass die Kurzarbeit länger als 4 Monate und sogar länger als 6 Monate andauert.

Bezirksleiter Thorsten Gröger stellt fest: „Die Zahlen zur Dauer der Kurzarbeit zeigen, wie wichtig es war, dass die IG Metall sehr schnell für viele Betriebe Aufzahlungen auf das KUG ausgehandelt hat. Bei der Anwendung der Regelungen zur Kurzarbeit zeigt sich: Beschäftigte in sozialversicherungspflichtiger, tariflich geregelter Arbeit mit starker Interessenvertretung, profitieren von einer deutlich besseren Einkommens- und Beschäftigungsabsicherung als die vielen atypisch-beschäftigten Soloselbständigen, Honorarkräfte, Minijobber und befristet Beschäftigten. Wir haben aber auch bei der Bundesregierung durchgesetzt, dass nach 4 beziehungsweise sechs Monaten jetzt eine gesetzliche Aufstockung auf das Kurzarbeitergeld erfolgt. Das hilft vor allem denjenigen, die bisher nicht vom Schutzschirm der IG Metall-Tarifverträge profitieren.“

Die Umfrage zeige aber auch, so Gröger weiter, dass sich die Situation in den Betrieben aktuell nicht bessere. Trotz Kurzarbeit gibt es in einer zunehmenden Zahl von Betrieben Angriffe auf tarifliche und soziale Errungenschaften. Gesamtmetall fange sogar an, die alten ideologischen Ladenhüter aus der Mottenkiste zu holen. „Wir setzen dagegen darauf“, so Gröger, „dass wir in den Betrieben nur mit gemeinsame Anstrengungen durch die Krise kommen. Die Beschäftigten haben ihren Beitrag bereits erbracht: Kurzarbeit, Abbau von Arbeitszeitkonten und Urlaubsansprüchen sowie eine große Flexibilität in unsicheren Zeiten.“

(Presseinformation Nr. 31/2020)

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