04.04.2025 | In dieser Woche hat der Vorstand der IG Metall die Forderungen der niedersächsischen Tarifkommission bestätigt: 5,5 Prozent mehr Geld muss her. Dazu eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Zudem braucht es eine wirksame Entlastungskomponente für die Beschäftigten, zum Beispiel in Form der Wandlung von Geld in Zeit.
Zahlreiche Unsicherheiten prägen aktuell die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Aber auch bei der Frage der zukünftigen Preisentwicklung ist ein Ausblick für die Beschäftigten schwierig. Die Betriebe des Metallhandwerkes hängen zudem als Zulieferer der Industrie häufig an der Konjunktur in diesem Sektor: „Die Lage ist wirklich sehr unterschiedlich. Wir haben Betriebe mit einem mehrjährigen Auftragsbestand und Betriebe, die aktuell Kurzarbeit planen. Im Schnitt kann man dennoch sagen, dass das Handwerk stabil dasteht“, so Markus Wente, Verhandlungsführer in Niedersachsen.
„Trotz guter Lohnabschlüsse in den vergangenen Jahren, sind die Geldbeutel der Kolleginnen und Kollegen kleiner geworden und das spüren sie jeden Tag beim Einkauf. Da verwundert es nicht, dass auch die Nachfrage in Deutschland nicht wieder ins Laufen kommt. Und keiner weiß, wie es mit der Inflation weitergeht, da heißt es auf Sicht zu fahren und eine kurze Laufzeit anzustreben“, so Wente.
Auch bei den Ausbildungsvergütungen droht das Metallhandwerk abgehängt zu werden: Die Industrie hat deutlich angezogen bei den Ausbildungsvergütungen und da heißt es dranzubleiben. Insbesondere die Auszubildenden spüren den finanziellen Druck. Wente: „Die Auszubildenden werden im Schnitt immer älter. Ich habe meine Ausbildung im Handwerk noch mit 16 Jahren begonnen. Der Durchschnitt liegt heute bei knapp über 21 Jahren. Da wohnt es sich nur noch selten bei den Eltern, das Argument zieht nicht mehr!“
Entlastung in der Arbeitszeit
Weiterhin fordert die IG Metall eine Komponente für belastete Beschäftigte. Diese sollen die Möglichkeit erhalten, selbstbestimmt über ihre Arbeitszeit zu verfügen: „Jede Lebenssituation hat ihre eigenen Anforderungen. Mal brauche ich mehr Geld, mal brauche ich mehr Freizeit. Diese Entscheidung, ob mehr Geld oder mehr Zeit, sollen die Beschäftigten selbst treffen können“, meint Markus Wente.
Bereits in den vergangenen Tarifrunden war das Thema Arbeitszeit virulent. Doch die Arbeitgeber blockierten eine Lösung zur Arbeitszeitabsenkung mit allen Mitteln. In einer Beschäftigtenumfrage der IG Metall bestätigten dagegen fast 72% der Befragten, dass ihnen das Thema Arbeitszeit wichtig, oder sehr wichtig ist und 86% sagten, das Thema Arbeitszeit soll weiter auf der Agenda bleiben. „Das Thema brennt in den Betrieben. Wenn die Arbeitgeber da wegsehen und so tun als gäbe es diese Anforderung nicht, schauen sie an den Lebensrealitäten ihrer Mitarbeiter vorbei!“, sagt Wente.
Da verwundert es nicht, dass fast die Hälfte der Belegschaften laut der Umfrage bereits über einen Jobwechsel nachgedacht haben, oder sogar bereits Bewerbungen geschrieben hat. „Überstunden und Stress machen krank! Wir brauchen Lösungen, die es den Kolleginnen und Kollegen erlauben, mehr Abkühlphasen zu haben. Auf der einen Seite heißt es immer, die Leute sollen länger arbeiten, am besten bis 67 und mehr. Und gleichzeitig bietet insbesondere das Handwerk nicht die Grundlagen dafür! Wer meint, mit 65 noch auf einem Hallendach stehen und Stahlträger schleppen zu können, ist weit entfernt von der Realität im Handwerk“, so Wente
Es braucht flexible Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Und vor allem braucht es die Wahlfreiheit der Beschäftigten, welche Arbeitszeit gerade in ihre Lebenssituation passt.
Die aktuellen Entgelttarifverträge laufen Ende Mai aus. Die Tarifverhandlungen starten Mitte Mai. Im Metallhandwerk in Niedersachsen und Bremen sind knapp 53.000 Menschen in 2.500 Betrieben beschäftigt.