19.05.2025 | Am Mittwoch beginnen in Niedersachsen die Tarifverhandlungen für das Metallhandwerk und die Landbautechnik. Rund 53.000 Beschäftigte in über 2.500 Betrieben schauen gespannt auf den Auftakt – verbunden mit der Erwartung, dass beide Seiten konstruktiv und lösungsorientiert in die Gespräche gehen. Die IG Metall hat ihre Forderungen frühzeitig und klar benannt: 5,5 Prozent mehr Geld, eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen sowie eine Entlastung bei der Arbeitszeit, etwa durch die Möglichkeit, Entgelt in Freizeit umzuwandeln. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Die Beschäftigten wünschen sich greifbare Verbesserungen – keine Durchhalteparolen.
Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall, erklärt: „Wir setzen auf sachliche Verhandlungen. Die Beschäftigten leisten jeden Tag viel – sie verdienen Respekt und konkrete Verbesserungen. Unsere Forderungen sind maßvoll, nachvollziehbar und an der Realität im Handwerk orientiert.“
Die wirtschaftliche Lage ist uneinheitlich, keine Frage. Aber klar ist auch: Viele Kolleginnen und Kollegen spüren die Folgen steigender Lebenshaltungskosten. Trotz vergangener Tarifabschlüsse ist die reale Kaufkraft spürbar gesunken. Wer handwerkliche Leistung will, muss sie auch angemessen bezahlen. „Beim täglichen Einkauf wird deutlich, dass vieles teurer geworden ist. Eine faire Lohnerhöhung ist nicht nur wichtig für die Beschäftigten – sie stärkt auch die Nachfrage und stabilisiert viele kleinere Betriebe“, führt Wente aus.
Das Handwerk braucht junge Fachkräfte – und es braucht eine Ausbildung, die wieder attraktiv ist. Viele Auszubildende sind heute über 20 Jahre alt, wohnen nicht mehr bei den Eltern und müssen eigenständig über die Runden kommen. Die Ausbildungsvergütung muss dem gerecht werden. „Wer gute Leute will, muss auch gute Bedingungen schaffen. Und das heißt: Ausbildung wettbewerbsfähig vergüten – damit junge Menschen nicht aus finanziellen Gründen abspringen“, sagt der Gewerkschafter.
Ein zentrales Thema ist die Gestaltung der Arbeitszeit. Die Beschäftigten wünschen sich mehr Flexibilität – gerade in belastenden Lebensphasen. Die IG Metall fordert daher Wahlmöglichkeiten: je nach Lebenssituation zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit entscheiden zu können. Fast drei Viertel der Befragten einer Beschäftigtenumfrage gaben an, dass ihnen dieses Thema sehr wichtig ist. Für viele ist es sogar ein Grund, sich nach anderen Jobs umzusehen. Wer langfristig im Handwerk arbeiten soll, muss auch selbstbestimmt über seine Arbeitsbedingungen entscheiden können.
„Es geht nicht um stumpfe Arbeitszeitverkürzung – es geht um echte Entlastung, Flexibilität und Selbstbestimmung. Um Gesundheit, Familie, Durchhaltefähigkeit. Gerade im Handwerk kann man nicht einfach bis 67 durcharbeiten, ohne dass sich an den Rahmenbedingungen etwas ändert“, so Wente. Die IG Metall ruft die Arbeitgeber dazu auf, die Verhandlungen konstruktiv und mit dem nötigen Gestaltungswillen zu führen. Es geht nicht um Konfrontation – sondern um Zukunftsfähigkeit. Diese Tarifrunde ist eine gute Gelegenheit, zu zeigen, dass das Handwerk bereit ist, sich den Veränderungen der Arbeitswelt aktiv zu stellen. „Ziel muss es sein, das Handwerk zu stärken – als Berufsfeld, als Branche, als Arbeitgeber. Wer jetzt mitgestaltet, gewinnt. Wer abwartet, riskiert, dass gute Leute verloren gehen“, so der Metaller.