PPM Pure Metals

IG Metall fordert Hilfe der Bundesministerien

01.08.2020 | Die Stimmung unter den Mitarbeitern der PPM Pure Metals ist gedrückt. Die Hoffnung auf eine Rettung des Unternehmens, das hochreine Metalle im Harz herstellt, sinkt immer weiter“, heißt es von Betriebsrat und IG Metall-Bezirksleitung Niedersachsen- und Sachsen-Anhalt.

PantherMedia / Albert Lozano

 Bezirksleiter, Thorsten Gröger, appelliert an das Wirtschaftsministerium und Verteidigungsministerium, die Beschäftigten von PPM Pure Metals nicht im Regen stehen zu lassen: „Die Verantwortung liegt jetzt auch bei den Ministerien, um Zwischenlösungen für die Unternehmensfinanzierung zu finden.“ Denn das Verteidigungsministerium soll dem ursprünglich geplanten Verkauf von PPM an einen chinesischen Investor bislang nicht zugestimmt haben. Sicherheitsbedenken gäben den Anlass, weil hochreine Metalle u.a. für die Rüstungsindustrie Verwendung finden könnten.

„Wenn es aus sicherheitspolitischen Erwägungen gegen einen Investor Bedenken gibt, dann seien dies nachvollziehbare nationale übergeordnete Argumente. Eine mögliche Lösung könne dann aber nur noch die vorübergehende Übernahme von Unternehmensanteilen durch die öffentliche Hand sein“, schreibt Gröger in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Darin fordert die IG Metall beide Ministerien auf, für PPM die gerade erst geschaffenen Instrumente zur finanziellen Unterstützung von angeschlagenen Unternehmen zu nutzen, die mit den Beschlüssen zu Corona-Hilfsprogrammen vom Bund geschaffen wurden.

Wenn die Politik die Tür für einen Verkauf an den jetzigen Interessenten schließe, müsse sie an anderer Stelle Türen im Sinne der Zukunftsfähigkeit für Beschäftigung öffnen, so Gröger weiterhin. Diesen Einsatz der Politik fordert auch Betriebsratsvorsitzende Katrin Brunke: „Gespräche mit Politikern von der lokalen, über die Landes- bis hin zur Kabinettsebene, haben offenbar keinen Eindruck beim Verteidigungsministerium hinterlassen, um eine Lösung für die Beschäftigten herbeizuführen. Uns rennt aber hier die Zeit davon“, sagt sie.

Besonders traurig sei: „Seit Dezember vergangenen Jahres läuft das Verkaufsverfahren, bis dato ist vom Ministerium aber weder ein 'Ja' noch eindeutiges 'Nein' zum potentiellen Investor gekommen. Wir fühlen uns hängen gelassen“, macht Brunke deutlich. Bedauerlich ist darüber hinaus, dass Betriebsrat und Gewerkschaft bis heute im Unklaren darüber sind, welche Akteure in den Ministerien in dieser Angelegenheit eigentlich genau federführend seien. Es wäre nicht hinnehmbar, dass man keine konkreten Ansprechpartner habe, heißt es von allen Seiten. Denn dieses zögern koste am Ende alle Arbeitsplätze in Herzog Juliushütte. Das verursache eine große Wut angesichts dessen, dass man selbst nichts ausrichten könne.

Denn. „Das Schutzschirmverfahren wurde extra dafür geschaffen, um Chancen auf Sanierung zu erhalten und die Sache in die Hand zu nehmen. Ziel ist es, die einzelnen Betriebe der deutsch-französischen Unternehmensgruppe fortzuführen und die Restrukturierungsprozesse für jeden Betrieb individuell fortzusetzen“, erläutert die Betriebsrätin weiterhin. Damit soll es den Unternehmen, so auch PPM, ermöglicht werden, nach Überwindung der Pandemie wieder aus eigener Kraft und in einer neuen Gesellschafterstruktur an den Märkten zu bestehen.

„Diese jetzt entstandene Situation, die sich offenbar durch das Nichthandeln von verschiedensten Bundesministerien ergibt, hat das Maß an Geduld überschritten“, so Bezirksleiter Gröger. „Manche unserer Kolleginnen und Kollegen bei PPM sind schon Jahrzehnte lang im Unternehmen beschäftigt. Für uns alle ist es einfach nicht zu begreifen, dass die Ministerien die ganze Sache einfach nur aussitzen.“ Weiterhin deutet er an, dass ein möglicher Arbeitsplatzverlust für diese sehr spezialisierten Beschäftigten unter den Bedingungen von Corona noch bedrohlicher ist. Es wird schwer sein, in anderen Unternehmen der Region unterzukommen. Vielmehr würde der Untergang von PPM zu einem weiteren Verlust von industrieller Struktur im Harz führen. Denn hier hat die Politik Jahrzehnte lang dem Abbau von Industrie nicht wirklich etwas entgegengesetzt.

Gröger verdeutlicht trotz der relativ kleinen Unternehmensgröße auch die politische Dimension: „PPM unterliegt der Flächentarifbindung der IG Metall. Die Mitbestimmung durch den Betriebsrat ist hier vorbildlich. Es geht dabei also nicht nur um ein kleines Unternehmen im Harz, sondern auch darum, dass wir von Politikern verlangen, mit uns für gute Arbeitsbedingungen am Standort Deutschland einzustehen, auch und gerade in Corona-Zeiten“, so der Bezirksleiter der IG Metall.

Hintergrund zum Unternehmen PPM Pure Metals:

Seit fast 35 Jahren produziert die PPM Pure Metals GmbH (PPM) hochreine Nichteisenmetalle und deren Verbindungen für die Elektronik-, Optoelektronik-, Photovoltaik- und Halbleiter-Industrie. Das hochspezialisierte Produktportfolio umfasst höchstreine Metalle und Verbindungen der Elemente Antimon, Arsen, Cadmium, Kupfer, Gallium, Germanium, Indium, Blei, Tellur und Zinn. An den Produktions- und Recyclingstandorten Langelsheim (Niedersachsen) und Osterwieck (Sachsen-Anhalt), beschäftigt das Unternehmen insgesamt ca. 100 Mitarbeiter.

Das Unternehmen ist Teil der deutsch-französischen Industriegruppe Recylex, zu der in beiden Ländern insgesamt elf Betriebs- sowie zwei Verwaltungsstandorte gehören. Bei der deutschen Recylex-Gruppe handelt es sich im Wesentlichen um vier in den Bereichen Blei, Zink und Spezialmetallfertigung tätigen Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 231 Mio. Euro und mehr als 630 Beschäftigten. Für alle Unternehmen der deutschen Recylex-Gruppe wurde Mitte Mai diesen Jahres ein Schutzschirmverfahren angemeldet. Die französischen Gesellschaften der Gruppe sind nicht betroffen.

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