01.07.2025 | Zum 1. Juli ist die erste Stufe des Tarifabschlusses für das Kfz-Handwerk in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt in Kraft getreten. Die Entgelte der Beschäftigten steigen ab diesem Monat um 2,3 Prozent, die Auszubildenden erhalten 80 Euro mehr pro Monat. Die IG Metall sieht darin ein wichtiges Signal zur Stärkung der Kaufkraft der Beschäftigten und zur Steigerung der Attraktivität der gesamten Branche.
„Die Kolleginnen und Kollegen merken jetzt, dass sich ihr Einsatz in der Tarifrunde gelohnt hat. Dieser Abschluss ist mehr als eine Zahl auf der Entgeltabrechnung – er ist hart erkämpft worden, gegen einen deutlichen Widerstand der Arbeitgeberseite“, sagt Markus Wente, IG Metall-Verhandlungsführer.
Mit dem Tarifabschluss wurde auch die neue Wahloption „WorkFlex+“ eingeführt, die den Beschäftigten ab 2026 die Möglichkeit gibt, zusätzlich fünf freie Tage im Jahr zu wählen – als Alternative zum Entgelt. Die Regelung ist ein Novum im Kfz-Handwerk – und ein gezieltes Angebot an Beschäftigte, die sich mehr Zeitsouveränität und Vereinbarkeit wünschen. „Viele Kolleginnen und Kollegen sagen: Ich brauche nicht nur mehr Geld – ich brauche auch mal Luft zum Atmen. Genau dafür ist WorkFlex+ gemacht. Es ist ein echter Fortschritt, der zeigt: Wir nehmen die Belastung der Beschäftigten ernst – und wir machen sie tarifpolitisch tragfähig. Ob bei der Pflege von Angehörigen oder wenn die Schulferien mal wieder länger sind als die Urlaubszeiten: WorkFlex+ bringt die Flexibilität, die man im Alltag braucht.“
In Niedersachsen arbeiten etwa 50.000 Menschen in rund 4.500 Kfz-Betrieben. In Sachsen-Anhalt zählt die Branche etwa 16.600 Beschäftigte in 1.800 Betrieben. Von diesen Betrieben sind jedoch nicht alle direkt tarifgebunden. Viele Betriebe übernehmen die Entgelterhöhungen, jedoch zu deutlich schlechteren sonstigen Konditionen: „In der Mehrzahl der Betriebe, insbesondere in den kleineren und freien Werkstätten heißt es: deutlich längere Arbeitszeiten, häufig keine Sonderzahlungen auf Tarifniveau und weniger Absicherung.“
Die IG Metall fordert daher seit vielen Jahren die Landesinnung auf, wieder Tarifverträge für alle Betriebe zu schließen. Ende der 2010er Jahre hatten sich die Arbeitgeber aus dem ansonsten im Handwerk bewährten System verabschiedet, das da lautet: Innungsbetriebe sind tarifgebunden! In Zeiten, in denen der Branche ein zunehmender Fachkräftemangel droht, ist die Tarifbindung aus Sicht der IG Metall auch ein standortpolitisches Signal: „Tarifgebundene Arbeitsbedingungen sind kein Luxus – sie sind der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit dieses Handwerks“, so Wente abschließend. „Wer Fachkräfte will, muss gute und damit tariflichen Arbeitsbedingungen bieten.“ Seit einigen Jahren zeichnet die IG Metall daher Autohäuser mit dem Siegel „AutohausFair“ aus. Dieses Prädikat erhalten Kfz-Betriebe, die neben tarifvertraglichen Arbeitsbedingungen auch Mitbestimmung durch einen Betriebsrat bieten und zudem Zukunftssicherung durch eigene Ausbildung leisten.
Mit der Entgeltsteigerung wurde die erste Stufe des im Mai erreichten Tarifergebnisses umgesetzt. Die nächste Stufe folgt am 1. August 2026, mit weiteren 3,3 Prozent mehr Geld.