25.04.2025 | Vor rund 80 Jahren, am 15. April 1945, erfolgte die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen durch britische Truppen. Die IG Metall gedenkt der Opfer und Überlebenden eines der grauenvollsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Erinnert wird an das unfassbare Leid, das hier tausenden Frauen, Männern und Kindern zugefügt wurde und mahnt eindringlich: Die Geschichte darf sich niemals wiederholen.
Bergen-Belsen war kein Vernichtungslager mit Gaskammern wie Auschwitz – und doch war es ein Ort des unermesslichen Schreckens, des Elends und des Sterbens. Es war ein Lager, in dem Menschen systematisch ausgehungert, misshandelt und ihrem Schicksal überlassen wurden. Zehntausende starben an Krankheiten, an Entkräftung, an der brutalen Gleichgültigkeit ihrer Peiniger. Wer die Bilder der Befreiung sieht – Berge von Leichen oder ausgemergelte Gestalten, die dem Tod näher waren als dem Leben –, der begreift, welch abscheuliche Abgründe der Menschlichkeit hier aufgetan wurden.
Doch für viele kam die Rettung am 15. April 1945 zu spät. Noch in den Tagen nach der Befreiung starben Tausende, zu schwach, um weiterzuleben, zu geschunden, um Hoffnung zu fassen. Die Überlebenden mussten mit den physischen und seelischen Wunden weiterleben – gezeichnet für ihr Leben. Und sie mussten mit der furchtbaren Erkenntnis weiterleben, dass die Welt viel zu lange weggesehen hatte. Die Geschichten der Überlebenden sind Mahnmale. „Vergesst nicht, was gewesen ist - und betrachtet es als Warnung“, sagte der inzwischen verstorbene Holocaust-Überlebende und polnische Historiker Prof. Dr. Feliks Tych im Jahr 2010.
„80 Jahre später gedenken wir nicht nur. Wir mahnen. Denn das, was damals geschah, war kein Zufall. Es war das Ergebnis von Rassenwahn, Nationalismus, Menschenverachtung und einer Gesellschaft, die wegsah, als der Faschismus aufstieg. Und heute? Heute erleben wir erneut, wie rechte Ideologien sich ausbreiten, wie Antisemitismus, Rassismus und Demokratieverachtung wieder lauter werden. Heute sehen wir, wie rechtsextreme Netzwerke in staatlichen Institutionen aufgedeckt werden, wie Brandanschläge auf Flüchtlingsheime verübt werden, wie Hass sich in sozialen Netzwerken und auf den Straßen ausbreitet. Wer glaubt, dass all das harmlos ist, wer meint, es sei „nicht so schlimm“, der irrt“, so Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter.
„Das Erinnern an die Verbrechen der Nazis ist keine bloße Vergangenheitsbewältigung – es ist eine Verpflichtung für die Gegenwart und Zukunft. Als Gewerkschaften kämpfen wir für eine Gesellschaft, die auf Solidarität, Respekt und Menschenwürde basiert. Faschismus und Ausgrenzung haben bei uns keinen Platz“, erklärt der Gewerkschafter.
Bergen-Belsen ist nicht nur Geschichte. Es ist eine Warnung. Eine Warnung, dass das Unvorstellbare geschehen kann, wenn Menschen schweigen, wenn sie sich abwenden, wenn sie Gleichgültigkeit über Solidarität stellen. Deshalb sagt die IG Metall: Nie wieder!
Die Gewerkschaften stehen für eine Welt, in der Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität sich durchsetzen. Eine Welt, in der Nationalismus, Hetze und Gewalt keinen Platz haben. Eine Welt, in der es keine Gleichgültigkeit gegenüber Unrecht gibt. „Und dafür braucht es uns alle. Denn Demokratie ist nicht selbstverständlich. Menschenrechte sind nicht selbstverständlich. Frieden ist nicht selbstverständlich. Sie müssen verteidigt und immer wieder verteidigt werden“, so Gröger weiter.
„Wir fordern von der Politik ein entschiedenes Vorgehen gegen rechte Netzwerke, gegen Hass und Hetze. Wir fordern eine entschlossene Erinnerungspolitik in den Schulen, die jungen Menschen klarmacht, wohin Extremismus führen kann. Wir fordern eine klare Haltung von Abgeordneten, Unternehmen und Zivilgesellschaft gegen Faschismus – in den Betrieben, auf den Straßen, in den Parlamenten“, führt der Metaller aus.
Erinnern heißt nicht nur, an Gedenktagen Blumen niederzulegen. Erinnern heißt handeln. Haltung zeigen – jeden Tag. Wer schweigt, macht sich mitschuldig. Wer relativiert, öffnet Tür und Tor für neues Unrecht. Die Vergangenheit zeigt, was geschehen kann. Und sie zeigt, dass es an jeder und jedem liegt, die Zukunft zu gestalten. Erinnern bedeutet kämpfen. Gedenken bedeutet handeln. Nie wieder bedeutet jetzt.