08.05.2025 | Die IG Metall hat bei Feintool System Parts Jessen am 7. Mai 2025 einen tarifpolitischen Erfolg erzielt: Nach intensiven Verhandlungen und einer starken Mobilisierung der Belegschaft ist die Einführung des Entgeltrahmenabkommens (ERA) beschlossen – verbunden mit spürbaren Entgeltsteigerungen und einer Anbindung an wichtige Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie.
Bislang arbeiteten viele Beschäftigte bei Feintool Jessen unter Bedingungen, die deutlich hinter dem tariflichen Branchenstandard zurückblieben. Die Löhne lagen teilweise nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn. „Die Kolleginnen und Kollegen haben unter herausfordernden Rahmenbedingungen engagierte Arbeit geleistet – ohne tarifliche Absicherung und ohne verlässliche Entwicklungsperspektive“, erklärt Dr. Mathias Heiden, Verhandlungsführer der IG Metall. „Mit dem jetzigen Abschluss wird dieser Zustand endlich beendet.“
Die IG Metall hatte frühzeitig, beginnend im Dezember 2023, ein stufenweises Modell zur ERA-Einführung und für Entgeltanpassungen vorgeschlagen. Doch über Monate hinweg stockten die Verhandlungen. Die Arbeitgeberseite reagierte teils ausweichend, teils mit offener Konfrontation – zuletzt sogar mit der Drohung, den Standort infrage zu stellen.
Die Antwort der Belegschaft fiel klar aus: Eine einseitig einberufene Mitarbeiterversammlung wurde geschlossen boykottiert, anschließend kam es zu einem eindrucksvollen Warnstreik. „Diese Reaktion war ein starkes Signal“, so Heiden. „Die Kolleginnen und Kollegen haben gezeigt, dass sie hinter ihren Forderungen stehen – organisiert, solidarisch und mit klarer Haltung.“
Der gemeinsame Druck zeigte Wirkung. In den darauffolgenden Verhandlungen wurde ein tragfähiger Kompromiss erzielt:
„Dieses Ergebnis bringt nicht nur mehr Geld, sondern vor allem Struktur, Gerechtigkeit und Zukunftssicherheit“, betont Matthias Stickl, betreuender Gewerkschaftssekretär vor Ort. „ERA sorgt für nachvollziehbare Entgeltgruppen, Transparenz im Eingruppierungsverfahren und eine tariflich geregelte Entwicklungsperspektive – genau das, was ein moderner Industriestandort braucht“, so Stickl.
Der erfolgreiche Abschluss in Jessen ist auch ein Signal an andere Standorte. „Wir rufen alle Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie, die bislang ohne Tarifbindung arbeiten, dazu auf, diesem Beispiel zu folgen“, so Gewerkschafter Heiden weiter. „Tarifbindung bedeutet Sicherheit, Gerechtigkeit und Mitbestimmung – und sie kommt nicht von allein. Wer sich organisiert, kann gestalten. Gemeinsam lässt sich viel bewegen.“
Das Verhandlungsergebnis muss noch durch die IG Metall-Mitgliederversammlung bestätigt werden.
Über Feintool System Parts Jessen: Die Feintool System Parts Jessen GmbH – ehemals Stanz- und LaserTechnik Jessen – gehört seit Kurzem offiziell zur international tätigen Feintool Gruppe. Am Standort in Sachsen-Anhalt sind rund 200 Beschäftigte tätig. Das Unternehmen fertigt bereits heute Komponenten für Elektromotoren, unter anderem Motorkerne für elektrische Traktoren eines namhaften Herstellers. Mit der tariflichen Einigung erhalten die Beschäftigten eine verlässliche Perspektive – und der Standort eine stabile Grundlage für weiteres Wachstum.