Tarifrunde bei der Burger Küchenmöbel

Der Flächentarifvertrag ist das Ziel

24.01.2020 | Hannover/ Burg - In der diesjährigen Tarifrunde bei Burger Küchen geht es nicht einfach nur um mehr Geld. Die Forderung der Beschäftigten ist vielmehr eine Grundsätzliche: der Flächentarifvertrag.

Foto: IG Metall

Ob Urlaubsgeld, Sonderzahlung, Arbeitszeit oder der Jahresurlaub: in vielen Punkten trennt Burger Küchen nicht mehr viel vom Flächentarifvertrag. Beim Entgelt jedoch gibt es eine Differenz: Rund 17 Prozent weniger Lohn und Gehalt erhalten die Beschäftigten bei Burger Küchen im Gegensatz zu Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die in der Holz- und Kunststoffindustrie in Sachsen-Anhalt arbeiten und nach dem Flächentarifvertrag bezahlt werden.

„Dieser Unterschied ist zu groß“, sagen die Beschäftigten des Küchenherstellers in Burg. „Und das zu Recht“, erklärt der IG Metall-Verhandlungsführer Markus Wente, sodass die Tarifkommission im Namen der IG Metall-Mitglieder einstimmig ihre Tarifforderung aufgestellt hat: Anerkennung und stufenweise Einführung des Lohn- und Gehaltstarifvertrages der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie im Land Sachsen-Anhalt. „Schließlich gilt für die Bezahlung innerhalb einer Branche »Gleiche Arbeit – gleiches Geld«.“

Weiterhin erklärt der Vorsitzende des Betriebsrates und Verhandlungskommissionsmitglied Thomas Bösner, dass bei Burger Küchenmöbel in den vergangenen Jahren Umsatzgewinne eingefahren wurden: „Diese wirtschaftliche Situation in Verbindung mit einer stetigen Verbesserung der Prozessabläufe schafft Raum für die Einführung des Flächentarifvertrages, der für das Unternehmen mit vielen Vorteilen verbunden ist, die wir in den Verhandlungen immer wieder erläuterten. Neben der enormen Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber in unserer Region und der damit im Zusammenhang stehenden Mitarbeiterbindung an das Unternehmen, wäre die Gefahr einer immer wiederkehrenden Unruhe bei Auslaufen des Haustarifvertrags vom Tisch.“

Betriebsbetreuer Thomas Waldheim von der IG Metall Magdeburg-Schönebeck erläutert: „Es wird gutes Geld verdient und Küchen aus Burg haben sich einen festen Platz am Markt gesichert. Burger Küchen gehört mittlerweile zu den fünf großen Küchenherstellern in Deutschland. Das liegt an einem klug agierenden Management sowie an der ambitionierten Arbeit der Kolleginnen und Kollegen. Deshalb fordern wir jetzt den Einstieg in den Flächentarifvertrag der Holz- und Kunststoffindustrie Sachsen-Anhalt.“

Steigende Nachfrage nach Küchen »Made in Germany«

Die Küchenmöbelindustrie läuft rund und die Auftragsbücher sind voll. Grundlage für das Wirtschaftswachstum dieses Industriezweiges ist, dass in 2019 viele Wohnungen in Deutschland fertiggestellt werden konnten. Neben den Neubauten sorgen die vielen Modernisierungen zusätzlich für eine hohe Nachfrage. Die steigende Attraktivität von Großstädten bringt dabei neue Herausforderungen in puncto Design und Funktionalität mit sich, die durch deutsche Hersteller in Bezug auf das Produktangebot und durch den Fachhandel mit seiner Planungskompetenz bestens bedient werden.

Die Küchenmöbelindustrie hat im ersten Quartal 2019 ihren Umsatz steigern können, und zwar um 1,6 Prozent. Dies ist nach Angabe des Verbandes der Holz und Möbelindustrie deshalb besonders bemerkenswert, weil bereits das erste Quartal 2018 als Vergleichsjahr überdurchschnittlich positiv verlaufen ist. Zunehmender Export stärkt die Branche darüber hinaus: Auch im Ausland ist eine Umsatzsteigerung von 4 Prozent und in der Eurozone sogar 6,4 Prozent in 2019 zu verzeichnen.

Dieser Export ist der Schlüssel für die Stärke der Küchen-Branche, erzählt Betriebsrat Thomas Bösner: „Nicht nur in Deutschland hat die Küche das Auto als Statussymbol abgelöst. Die Küche als Herzstück vieler Wohnungen hat daher immens an Bedeutung gewonnen. In der Folge steigen das Interesse, das Verständnis und der Bedarf nach individuell geplanten Einbauküchen stetig. Unsere Produktpalette, insbesondere unsere 12-Tage-Küche, stellt alle Möglichkeiten für den individuellen Bedarf bereit.“

Arbeitgeber äußern ein klares »NEIN« zum Flächentarifvertrag

Die Arbeitgeberseite bietet an, die Löhne und Gehälter innerhalb von 37 Monaten in einem ersten Schritt um 3,4 Prozent und in einem zweiten Schritt um weitere 2,4 Prozent zu erhöhen. Damit würde sich zwar die Differenz zum Flächentarifvertrag auf 14 Prozent reduzieren. Die geforderte zukünftige Anbindung an den Flächentarifvertrag wird jedoch vehement von der Geschäftsführung verweigert. Sie befürchtet, dass der Flächentarifvertrag die Zukunft des Standortes und die Sicherheit der Arbeitsplätze gefährde.

Diese Begründung hält die IG Metall für nicht haltbar: „Wir fordern ganz bewusst eine Einführung des Flächentarifvertrages in Stufen. Damit soll die Belastung für das Unternehmen abgefedert werden. Geplant ist, Löhne und Gehälter über mehrere Jahre hinweg mit einem Stufenplan überproportional anzuheben. Denn unsere Erfahrung zeigt: Unternehmen, die dem Flächentarifvertrag unterliegen, sind besonders wettbewerbsfähig und häufig sogar Marktführer.“, erläutert der Tarifexperte der IG Metall.

Die Verhandlungskommission wies das Angebot als ungenügend zurück. Denn: Der Ecklohn für einen Facharbeiter des Flächentarifvertrages hat sich in 2019 um 42 Cent erhöht. Das aktuelle Angebot der Arbeitgeber bei Burger Küchen in Höhe von 3,4 Prozent führe aber lediglich zu einer Erhöhung von 45 Cent, also gerade einmal ein Heranführungsschritt von 3 Cent pro Stunde. „Das Angebot beinhaltet somit keine ernst zu nehmende Heranführung an den Flächentarifvertrag, sondern ist reine Makulatur“, erklärt Verhandlungsführer Wente. „Die Kolleginnen und Kollegen sind verärgert und es bleibt dabei: Ziel ist nicht nur ein spürbarer Schritt in Richtung des Flächentarifvertrages der Holz- und Kunststoffindustrie, sondern auch die zukünftige Anbindung an diesen Tarifvertrag und dessen Anwendung.“

„Küchen aus Burg genießen einen hervorragenden Ruf, genauso wie der Flächentarifvertrag der IG Metall für die Holz- und Kunststoffindustrie. Die Einführung des Flächentarifvertrags würde Burger Küchenmöbel zum attraktivsten Arbeitgeber in der Region machen. Und in Zeiten des immer schärfer werdenden Fachkräftemangels ist die Attraktivität der Arbeitsbedingungen einer der wesentlichsten Zukunfts- und Standortfaktoren. Wir sind uns einig: Wer nach dem Flächentarifvertrag bezahlt, investiert in die Zukunft“, heißt es aus der Tarif- und Verhandlungskommission der IG Metall.

Die Arbeitgeberseite ist nun aufgefordert, bis zum 31. Januar 2020 ein verbessertes Angebot vorzulegen. Ein Angebot, welches die Forderung der stufenweisen Einführung des Flächentarifvertrages angemessen berücksichtigt. Der nächste Verhandlungstermin findet am 7. Februar statt.  

 

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