Arbeitgeber mauern Weg zur 35-Stunden-Woche zu

Arbeitskampf in der Holz- und Kunststoffindustrie in Sachsen-Anhalt naht

19.02.2025 | Die Tarifverhandlungen um die Einführung der 35-Stunden-Woche in der Holz- und Kunststoffindustrie in Sachsen-Anhalt sind abgebrochen. Nach monatelangen Gesprächen, einem bereits erzielten Zwischenergebnis mit einem klar definierten Weg zur 35-Stunden-Woche, zieht der Arbeitgeberverband seine Zustimmung plötzlich zurück und definiert die „35“ als rote Linie. Damit droht ab dem 1. Mai die Eskalation: Warnstreiks in den Betrieben werden vorbereitet.

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Noch im Herbst 2024 hatten sich die IG Metall und der Arbeitgeberverband Holz und Kunststoff Sachsen-Anhalt in einem Eckpunktepapier auf einen schrittweisen Weg zur 35-Stunden-Woche geeinigt. Der Plan sah vor, die Arbeitszeit bis 2032 schrittweise zu reduzieren – mit vollem Lohnausgleich. Zusätzlich sollten Sonderzahlungen erhöht und die Arbeitsbedingungen zwischen Ost- und Westdeutschland angeglichen, die deutsche Einheit an dieser Stelle endlich vollzogen werden.

Doch im Februar 2025 folgte der Schock: Die Arbeitgeber kündigten das Eckpunktepapier einseitig auf. Noch schlimmer – durch den Einfluss des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie (HDH) mischte sich der Bundesarbeitgeberverband in die regionalen Tarifverhandlungen ein. Seitdem blockieren die Arbeitgeber jeden Fortschritt.

„Mit dieser Kehrtwende hat der Arbeitgeberverband nicht nur das Vertrauen in die Verhandlungen zerstört, sondern eskaliert diese völlig unnötig hoch. Das Einziehen einer roten Linie zwingt uns jetzt in die Bewegung. Wir hatten Hoffnung, es ohne Arbeitskampf zu einer gemeinsamen Lösung zu schaffen. Das wurde zunichtegemacht“, erklärt Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall.

In der sechsten Verhandlungsrunde am 17. Februar 2025 forderte die IG Metall die Rücknahme der Kündigung und die Rückkehr zum bisherigen Verhandlungsstand. Die Arbeitgeberseite blieb jedoch bei ihrem Nein zur 35-Stunden-Woche und machte deutlich, dass sie hierzu kein Mandat hätten. Die IG Metall sah sich daher gezwungen, die Gespräche abzubrechen.

„Wir haben über Monate versucht, eine Verhandlungslösung zu finden. Wir haben viele Zugeständnisse in den Gesprächen gemacht, doch mit dem Diktat des Bundesverbandes HDH, dass es keine 35-Stunden-Woche in Sachsen-Anhalt geben darf, blockieren sie nicht nur ein Tarifergebnis, sondern auch die seit über 30 Jahren überfällige Angleichung der Arbeitsverhältnisse zwischen West und Ost. Während in Westdeutschland flächendeckend die 35-Stunden-Woche in der Holzindustrie gilt, ist es für die Arbeitgeberverbände in Ostdeutschland ein rotes Tuch. Das manifestiert die Ungleichheit weiterhin, getrieben von Arbeitgeberverbänden und zeigt, wessen Geistes Kind sie sind. Keine Bewegung am Verhandlungstisch bedeutet Bewegung in den Betrieben!“, betont Wente.

Durch die abgebrochenen Verhandlungen bleibt der Manteltarifvertrag offen – und auch das Weihnachtsgeld ist weiterhin von den Arbeitgebern gekündigt.

Mit dem Abbruch der Gespräche endet am 1. Mai die Friedenspflicht. Die IG Metall bereitet sich daher auf Arbeitskampfmaßnahmen vor. In den Betrieben ist die Stimmung eindeutig: Die Beschäftigten sind bereit, für ihre Forderungen zu kämpfen.

„Wer Entlastung will, wer die 35-Stunden-Woche will, wer endlich gleiche Arbeitsbedingungen zwischen Ost und West will, muss jetzt gemeinsam mit uns Druck machen“, so Wente. Die IG Metall ruft alle Beschäftigten dazu auf, sich hinter die Forderung nach einer gerechteren Arbeitszeitregelung und gleichen Arbeitsbedingungen in Ost und West zu stellen. Warnstreiks sind aktuell unausweichlich. Die Verantwortung für diese Eskalation liegt allein bei den Arbeitgeberverbänden.

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