26.03.2025 | Die Eisdielen öffnen, die Sonne bricht durch die Wolkendecke und die Krokusse blühen: Der Frühling steht vor der Tür! Für Autobesitzerinnen und Autobesitzer naht nun in vielen Fällen ein Anruf bei der Kfz-Werkstatt. Die wohl bekannte Faustregel lautet: Von O bis O. Um Ostern werden die Sommerreifen aufgezogen, im Oktober die Winterreifen.
In den ohnehin schon gut gefüllten, tarifgebundenen Werkstätten des niedersächsischen Kfz-Handwerks verschärft sich der Termindruck: Es drohen Warnstreiks ab Anfang April! „Das ist die logische Folge des Verhaltens des Arbeitgeberverbandes zum Start der Tarifverhandlungen. Statt lösungsorientiert in die Zukunft zu schauen, ziehen sie die Handbremse fest und legen zudem noch die Parkkralle an!“, erklärt Markus Wente, IG Metall-Verhandlungsführer. Am 26. März fand der Verhandlungsauftakt in der Tarifrunde 2025 in Niedersachsen statt.
Während die IG Metall 6,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten, ein Ausbildungsplus von 170 Euro und eine Entlastungskomponente fordert, gab es von Arbeitgeberseite nur ein Ausweichen statt eines Angebotes. Dies hat zur Folge, dass die Beschäftigten nun ihr grundgesetzlich verbrieftes Recht zur Durchsetzung ihrer Tarifforderung auf die Straße bringen: Warnstreiks! „Auch dieses Jahr sind die Belegschaften der Autohäuser und Werkstätten bereit, die Verkaufsflächen und Hebebühnen leer stehen zu lassen, um mit Nachdruck für ihre Forderungen einzutreten. Die Arbeitgeber sollten zur zweiten Verhandlung ihre Bremse lösen und den richtigen Gang finden. Insbesondere zur Frage einer Entlastungskomponente erwarten wir klare Aussagen und Vorschläge“, so Metaller Wente weiter.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage zeigt, dass 75 Prozent der Unternehmen im ersten Quartal 2025 mit einem anhaltenden Aufschwung rechnen, und 7 Prozent erwarten sogar eine weitere Verbesserung. Die Gesamtzufriedenheit im Autohandel steigt seit Monaten kontinuierlich und hat im Februar einen neuen 2-Jahres-Höchstwert erreicht. Während die Unternehmensgewinne steigen, bleiben die Löhne der Beschäftigten zurück. Die Margen in den Werkstätten sind hoch und die Wartezeiten für Kunden nehmen zu, doch die Beschäftigten profitieren kaum davon.
Die Reallöhne haben die Preissteigerungen der letzten Jahre nicht eingeholt. Die Zahlen verdeutlichen den Handlungsbedarf: Seit 2017 sind die Stundenverrechnungssätze in den Autohäusern um 40 Prozent gestiegen, während die Löhne nur halb so stark gestiegen sind. Die Autohäuser konnten die gestiegenen Kosten an die Kunden weitergeben, doch die Einkommen der Beschäftigten müssen jetzt deutlich angehoben werden.
Die Friedenspflicht endet am 30. März, ab dem Folgetag sind Warnstreiks möglich. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 09. April 2025 datiert. In Niedersachsen arbeiten etwa 50.000 Menschen in rund 4.500 Kfz-Betrieben.