80 Jahre nach Auschwitz-Befreiung dürfen NS-Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten

Kampf gegen Rechtsextremismus zentrale Aufgabe der aktuellen 20er-Jahre

27.01.2025 | „Wer denkt, es kann sich nicht wiederholen, der irrt“, mahnte der 2020 verstorbene Auschwitz-Überlebende Justin Sonder. Die Taten im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau sind unbeschreiblich in ihrer Bestialität und Unmenschlichkeit. Zugleich ist es von enormer Bedeutung, dass diese Verbrechen der Nationalsozialisten niemals in Vergessenheit geraten. Der systematische Massenmord an europäischen Juden und vielen anderen vom NS-Regime verfolgten Gruppen mahnt auch Jahrzehnte später: Nie wieder Faschismus!

Im Jahr 2025 jährt sich am 15. April ebenfalls die Befreiung des niedersächsischen Konzentrationslagers Bergen-Belsen zum 80. Mal. Aus der Vergangenheit zu lernen bedeutet, aktiv gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus vorzugehen und die offene, freie und demokratische Gesellschaft mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu schützen. Die IG Metall und ihre Mitglieder werden die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht im Stich lassen, wenn sie antisemitischen Bedrohungen ausgesetzt sind. Gemeinsam mit den anderen Einzelgewerkschaften des DGB wird sich die IG Metall für eine starke Erinnerungskultur einsetzen, Gedenkstätten fördern und politisch für eine Stärkung der politischen Bildung eintreten.

Die reale Gefahr von Demokratiefeinden im Land ist gestiegen: „Unverhohlen werden Antisemitismus und Rassismus auf den Straßen Deutschlands ausgelebt. Die Zahlen sind längst alarmierend! Zugleich bedrohen politische Extremisten das Land. Was die Entourage um Höckes Faschistenbande vorhat, sollten sie einmal in Regierungsverantwortung kommen, haben letztes Jahr die Correctiv-Recherchen ans Licht gebracht und offenbaren wiederholte Äußerungen von Funktionären. Wir als Gewerkschaften werden uns stets entschieden Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Angriffen auf unser demokratisches System entgegenstellen. Die Proteste hunderttausender Menschen gegen diese menschenverachtende Politik der AfD waren und sind richtig, die Entscheidungen an den Wahlurnen zeigen aber weiter: Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß!“, erklärt IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger.

Wirtschaftliche Unwägbarkeiten und politische Unberechenbarkeiten stellen damals wie heute ein großes Risiko für die Demokratie dar. In dem Maße, in dem Menschen politische wie ökonomische Unsicherheit verspüren, versuchen extreme Kräfte, aus dieser Angst Kapital zu schlagen. „Es ist sowohl an den demokratischen Parteien als auch an der Zivilgesellschaft, sich dem Extremen entgegenzustellen. Gleichzeitig müssen Demokratinnen und Demokraten immer miteinander reden, um Lösungen für das politische System zu ringen und bereit sein, Verantwortung für das Land zu übernehmen“, so Gröger.

Die IG Metall engagiert sich aktiv für die Erinnerungskultur in den Betrieben. Besonders bei Volkswagen setzen sich Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter seit Jahrzehnten gegen Extremismus ein und tragen dazu bei, die Geschichte wachzuhalten. Seit 1987 reisen junge Beschäftigte von Volkswagen regelmäßig nach Auschwitz. Die deutschen Auszubildenden unterstützen vor Ort, indem sie zum Beispiel Wege pflegen, den Stacheldrahtzaun instand halten und Schuhe der Auschwitz-Opfer konservieren. Ziel ist es, das frühere Lager und dessen Gegenstände so authentisch wie möglich zu erhalten, damit die Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten. Tausende Volkswagen-Auszubildende und polnische Schülerinnen und Schüler haben bisher an der Gedenkstättenarbeit teilgenommen. Dieses Projekt wird gemeinsam von Volkswagen und dem Internationalen Auschwitz Komitee durchgeführt. Auch Führungskräfte des Unternehmens sind seit 2007 beteiligt. Zum Programm gehören Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocausts sowie Aufenthalte zur historischen Bildung. Diese Aktivitäten sind ein zentraler Bestandteil der Erinnerungskultur bei Volkswagen, die sowohl von der Unternehmensleitung als auch von der Arbeitnehmervertretung gefördert wird. Die Geschichte von Wolfsburg ist eng mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter verbunden: Während des Zweiten Weltkriegs waren dort bis zu 20.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter katastrophalen Bedingungen bei VW und anderen Firmen tätig. Entscheidend angetrieben von Betriebsrat und IG Metall hatte sich Volkswagen seit den 1980er Jahren seiner Geschichte gestellt und mit der historischen Aufarbeitung begonnen – gegen manch interne Widerstände. 1998 beschloss Volkswagen als erstes deutsches Großunternehmen, einen humanitären Fonds einzurichten, aus dem erstmals individuell an Betroffene der Zwangsarbeit Geld gezahlt wurde. In dieser Rolle wurde Volkswagen zum Vorreiter in der deutschen Wirtschaft.

Auch in Salzgitter wird die Erinnerungskultur hochgehalten. Seit 1994 befindet sich eine KZ-Gedenkstätte auf dem Gelände der Salzgitter AG. Jedes Jahr sorgen Auszubildende dafür, dass die Verbrechen der NS-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten. Am 11. April 1945 wurde Salzgitter von den Alliierten befreit, und seit 1985 wird dies jährlich mit einer Gedenkstunde gewürdigt. Seit 2010 gestalten Auszubildende der Salzgitter Flachstahl GmbH diese Gedenkveranstaltung mit kreativen Beiträgen wie Reden, Gedichte oder Anschauungsmaterialien, die sie während einer Bildungswoche entwickeln. Ab 1942 wurden dort ca. 3.000 KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt. Viele von ihnen starben infolge von Gewalt und Misshandlungen. Kurz vor der Befreiung am 11. April 1945 wurden mehr als 3.400 Häftlinge nach Bergen-Belsen deportiert. Nach jahrelangem Widerstand des Konzerns konnte die Gedenkstätte am 11. April 1994 eröffnet werden. Kaum ein anderer Ort in Deutschland verdeutlicht so nachdrücklich die enge Verbindung von Großindustrie, Konzentrationslagern und Zwangsarbeit wie die Gedenkstätte KZ Drütte.

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