Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie und Volkswagen

4. Warnstreikwoche im vollen Gange – Große Zahl an Warnstreikenden an Volkswagen-Standorten

24.03.2021 | Die vierte Woche der Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie ist gestartet. Auch heute haben wieder mehr als 15.200 Beschäftigte (Stand: 24.03.2021, 15:00 Uhr) in den drei Tarifgebieten in Niedersachsen, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und Sachsen-Anhalt sowie bei Volkswagen ihren Unmut über die Blockadehaltung der Arbeitgeberseite in der laufenden Tarifrunde geäußert. Seit Ende der Friedenspflicht summiert sich die Zahl der Warnstreikenden somit auf fast 125.000.

Am Montag war ein Schwerpunkt unter anderem bei der IG Metall Osnabrück sowie der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz, bei denen sich im Rahmen verschiedener Frühschlussaktion zahlreiche Beschäftigte frühzeitig in den Feierabend verabschiedeten. Am Dienstag fanden in Hameln bei Volvo Constructions Equipment ABG sowie in Salzgitter bei Bosch ähnliche Aktionen statt. In Hannover zeigten gestern Beschäftigte verschiedener Betriebe ihren Unmut auf den Straßen und veranstalten mit 1.070 Teilnehmenden einen Autokorso. In Sachsen-Anhalt fand am Dienstag in Ilsenburg (Harz) ein Warnstreik bei der Bochumer Verkehrstechnik statt, in Gatersleben bei Novelis Deutschland GmbH wurde eine weitere Frühschlussaktion durchgeführt.

Am heutigen Mittwoch gab es weitere Aktionen, unter anderem in Hildesheim bei KSM Castings, in Göttingen bei der Mahr GmbH, in Osnabrück bei Diosna, in Wagenfeld bei ZF Friedrichshafen sowie bei MAN in Salzgitter.

„Nachdem die letzte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern in der vergangenen Woche in Niedersachsen erneut ergebnislos zu Ende gegangen ist, zeigen die Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben ihre Haltung unmissverständlich. Sie sind sauer auf die Arbeitgeber, die mit ihrer zukunftsverweigernden Haltung die Gespräche in den Tarifrunden blockieren!“, erklärt Thorsten Gröger: „Verhandlungsführer Torsten Muscharski sprach noch vor einer Woche von den ‚berechtigten Forderungen der Mitarbeiter‘, nun gilt es, dass diese Forderungen endlich mit einem vernünftigen Angebot untermauert werden. Der Geduldsfaden ist ausgereizt. Das haben die fast 125.000 Warnstreikenden in unserem Bezirk und den Tarifgebieten deutlich gemacht!“

Auch an den Volkswagen-Standorten in Emden, Hannover und Salzgitter legten viele Beschäftigte frühzeitig die Arbeit nieder. In Hannover nahmen über 2.200 Beschäftigte der VW-Belegschaft an einem Warnstreik teil. In Emden wird die Zahl der Warnstreikenden bei Volkswagen, Volkswagen Group Services sowie Sitech auf über 5.400 beziffert. In Salzgitter nahmen rund 4.500 Beschäftigte an Frühschlussaktionen teil.

Dies sei, so Thorsten Gröger (Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt), die Antwort der Belegschaft auf die vierte Gesprächsrunde zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberseite zum Haustarif, die gestern erneut ergebnislos endete. „Auch, wenn Volkswagen in der vierten Gesprächsrunde erstmalig nicht mit leeren Händen am Verhandlungstisch erschien, ist das, was die Arbeitgeberseite am Verhandlungstisch präsentiert hat, absolut inakzeptabel. Wir lassen uns nicht mit einer Laufzeit von 30 Monaten, einer mickrigen Einmalzahlung in Höhe von 250 Euro sowie einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung von 1,2 Prozent ab 1. Juni 2022 abspeisen. Das Angebot ist weder fair noch gerecht: Die Belegschaft von Volkswagen verdient mehr, nämlich echten Respekt und echte Anerkennung.“, erklärt der Bezirksleiter der IG Metall weiter.

Die IG Metall fordert für die rund 120.000 Beschäftigten in den drei Tarifgebieten der Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und Sachsen-Anhalt ein tragfähiges Zukunftspaket. Dieses soll unter anderem ein Volumen von vier Prozent vorsehen, welches situativ nach Betriebslage zur Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen oder für Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann. Darüber hinaus sollen mit Zukunftstarifverträgen passgenaue betriebliche Lösungen gefunden werden, die Zusagen für Investitionen, Standorte, Beschäftigung und Qualifizierung enthalten.

Für die rund 135.000 Beschäftigten an den sechs westdeutschen Volkswagen-Standorten und bei den Tochtergesellschaften fordert die IG Metall eine Entgelterhöhung von vier Prozent für das Jahr 2021, Verbesserungen bei der 2019 neu eingeführten tariflichen Freistellungszeit sowie die Festschreibung von 1.400 VW-Ausbildungsplätzen pro Jahr für die kommenden zehn Jahre. Gewerkschaft und Arbeitgebervertreter tagten gestern ergebnislos zum vierten Mal in kleiner Runde. Verhandelt wurde der Haustarifvertrag für die sechs westdeutschen Werke in Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter, Hannover, Emden und Kassel sowie bei den Financial Services, Volkswagen Immobilien und Volkswagen Vertriebsbetreuungsgesellschaft.

Unsere Social Media Kanäle