Arbeitgeber weiter mit angezogener Handbremse unterwegs

Tarifkonflikt droht weitere Eskalation

18.04.2023 | Am zurückliegenden Montag trafen sich die Tarifparteien zur zweiten Tarifverhandlung des niedersächsischen Kfz-Handwerkes in Garbsen. Die Arbeitgeber legten das bereits aus dem Süden der Republik bekannte Angebot vor. 3 Prozent ab dem 01. Juli 2023 und weitere 3 Prozent ab dem 01. Juli 2024, Gesamtlaufzeit 24 Monate. Die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen lehnen die Arbeitgeber weiterhin ab. Am Mittwoch tagt die niedersächsische Tarifkommission, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Foto: Marcus Biewener

„Trotz bundesweiten Warnstreiks, trotz Mobilisierung von über 17.000 Beschäftigten in den Autohäusern und Werkstätten, legen die Arbeitgeber uns das gleich Angebot vor, wie sie es bereits in den vergangenen Wochen in anderen Tarifgebieten taten. Offensichtlich haben die Bosse den Druck ihrer Beschäftigten aus den vergangenen Warnstreiks nicht wahrgenommen!“, sagt Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall in Niedersachsen.

Dabei drückt es im Cockpit: Eine anhaltend hohe Inflation belastet die Beschäftigten auch im Kfz-Gewerbe und sorgt bei vielen Kolleginnen und Kollegen zu Hause für Zukunftsängste. Dagegenstehen Rekordgewinne der Autohäuser: Noch nie wurde so viel Geld verdient wie in den beiden vergangenen Jahren. Mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von 3,3 Prozent in 2022, lag diese 253 Prozent über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Trotzdem weigert sich die Arbeitgeberseite zur Entlastung der Beschäftigten eine angemessene Inflationsausgleichsprämie zu zahlen.

„Auf der einen Seite die Gewinne mit Vollgas nach Hause fahren und auf der anderen Seite moderate Tarifabschlüsse fordern, das passt nicht zusammen! Wir sind am Montag mit dem festen Willen an den Verhandlungstisch getreten, eine gemeinsame Lösung für Niedersachsen zu zeichnen. Daran hatten die Arbeitgeber aber offensichtlich kein Interesse“, so Wente und weiter: „Sollten die Arbeitgeber auch in den anderen Tarifgebieten weiter auf der Bremse stehen, sind die Kolleginnen und Kollegen bereit, einen Gang hochzuschalten und die Hebebühnen auch längerfristig herunter zu fahren! Denn wichtige Kernpunkte unserer Forderung sind bis heute im Angebot der Arbeitgeberseite nicht erfüllt.

Auf der einen Seite betonten die Arbeitgeber in der ersten Verhandlung die Bedeutung der kleinen und mittelständischen Betriebe im Flächenland Niedersachsen und forderten die Rücksichtnahme auf diese in einem möglichen Ergebnis. Dennoch waren sie nicht bereit, das Angebot der IG Metall am heutigen Tage anzunehmen: „Wir verstehen die Sorgen und Nöte der kleineren Betriebe in Niedersachsen und haben der Gegenseite signalisiert, hierfür Sonderlösungen explizit für Niedersachsen zu schaffen. Diese Chance haben die Arbeitgeber ausgeschlagen und verlassen sich lieber auf andere Bundesländer, hier Fakten zu schaffen. Das ist sehr bedauerlich“, so Wente abschließend.

 

Pressemitteilung: 035/2023

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