Gender Pay Gap endlich überwinden und Lohnlücke schließen

Corona-Pandemie darf geschlechterspezifische Schere nicht weiten

09.03.2021 | Noch immer verdienen Frauen im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer – so die Berechnung des Statistischen Bundesamts. Diese geschlechterspezifische Lohnlücke, auch bekannt als Gender Pay Gap, wird am Equal Pay Day beleuchtet.

Cartoon: André Poloczek

Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, befürchtet, dass angesichts der Corona-Pandemie die Lohnschere zwischen Frauen und Männern nicht kleiner wird: „Durch das Coronavirus und seine Auswirkungen sind die Anforderungen für Frauen nochmals gewachsen. In Zeiten von Kinderquarantäne oder Homeschooling sind die Betreuungsbedarfe weiter gestiegen.

Dabei ist die Kinderbetreuung nur ein einzelner Faktor, der für das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern sorgt. Es ist anzunehmen, dass die ohnehin schon langsamen Fortschritte bei der Schließung der Lohnlücke durch die Pandemie weiter gebremst werden!“

Der Equal Pay Day, der dieses Jahr am 10. März begangen wird, markiert jenen Tag, an dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt der Männer zu kommen. „Erst am 10. März haben Frauen so viel verdient wie ihre männlichen Kollegen bereits im Vorjahr zum 31. Dezember – das ist weiterhin ein Skandal und darf nicht hingenommen werden. Wir leben in einer Welt, in der nicht die Berufswahl über Eingruppierungen und letztlich Bezahlung entscheidet, sondern nach wie vor ist häufig die Geschlechterzugehörigkeit ein Kriterium, das über das Gehalt entscheidet. In Deutschland muss endlich ein Ruck durch die Gesellschaft gehen, der dieser Praxis der Ungleichbehandlung ein Ende setzt!“, fordert Louisa Mertens, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Immer wieder sähen sich Frauen mit den Vorwürfen im Kontext der Lohnungleichheit  konfrontiert, sie würden sich bewusst für schlechter bezahlte Berufe entscheiden oder einer Beschäftigung in Teilzeit oder in Minijobs nachgehen. Somit führt, so sagt die Gewerkschaftssekretärin, die Teilzeit nicht nur in der derzeitigen Pandemie zu finanziellen Schwierigkeiten: „Durch eventuelle Kurzarbeit oder andere Belastungsszenarien ist die Teilzeit aktuell nicht selten eine große Herausforderung!“, so Mertens weiter: „Selbst wenn man die häufig polemisch vorgetragenen Positionen ausklammert, bleibt die Lücke bestehen. Je nach Branche verdienen Frauen in exakt den selben Berufen und bei gleicher Arbeit weniger als Männer. Das darf so nicht weitergehen. Es braucht eine Politik, die sich nachhaltig für die Interessen von Frauen einsetzt und dafür Sorge trägt, dass dieser nach wie vor vorhandenen Ungleichbehandlung ein Ende gesetzt wird!“

„Die Antwort auf die noch immer vorhandene Lohnlücke können unter anderem flächendeckende Tarifverträge sein!“, argumentiert Gröger. Gerade Frauen würden von einer Tarifbindung überproportional profitieren. Der IG Metall-Bezirksleiter fügt an: „Der Wert der Arbeit darf nicht vom Geschlecht abhängig sein -  das steht für uns als IG Metall fest! Bedauerlicherweise ist es so, dass gerade bestimmte Arbeitsmarktsegmente weiterhin stereotypischen Mustern folgen und so Frauen in bestimmten Berufen, bestimmten Branchen oder bestimmten Stufen der Karriereleiter unterrepräsentiert sind. Es ist eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft, diese Denkmuster weiter aufzubrechen und die Berufswahl, ob im sozialen oder technisch-naturwissenschaftlichem Bereich, vorbehaltsfrei zu gestalten. Gleichzeitig müssen weitere Barrieren zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf abgebaut werden. Nach wie vor ist es so, dass es gerade Frauen sind, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen oder familienbedingt ihre Arbeitszeit reduzieren. Dies darf nicht zu Wiedereinstiegshemmnissen führen oder gar nachwirkende Einbußen bei der Lohn- und Einkommensentwicklung nach sich ziehen. Der Equal Pay Day ist wichtig, um die Debatte über die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede in die Öffentlichkeit zu tragen – doch es braucht nicht nur warme Worte, sondern harte Zahlen. Heißt: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“

Unsere Social Media Kanäle