Sachsen-Anhalt

Arbeitsministerin und DGB legen anlässlich des 1. Mai Beschäftigtenbefragung vor

30.04.2020 | Magdeburg.- Anlässlich des Tags der Arbeit am 1. Mai legen Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne, DGB-Landesbüroleiterin Susanne Wiedemeyer und IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung zur Guten Arbeit in Sachsen-Anhalt vor.

Arbeitsministerin Grimm-Benne sagt mit Blick auf die Ergebnisse der heute veröffentlichten Beschäftigtenbefragung „DGB Index – Gute Arbeit in Sachsen-Anhalt“: „Die Arbeitsbedingungen im Land Sachsen-Anhalt haben sich insgesamt verbessert. Das gilt auch für die Entwicklung der Einkommen. Die Mehrzahl der Beschäftigten kommt mit ihrem Einkommen zurecht, allerdings findet auch eine klare Mehrheit der Befragten im Land, dass ihnen für ihre qualifizierte Arbeit mehr zusteht.“

Mit Verweis auf die Herausforderungen der aktuellen Pandemie sagt Grimm-Benne: „Aus der Umfrage wissen wir: Die Beschäftigten in Sachsen-Anhalt sorgten sich weniger darum, den Arbeitsplatz zu verlieren. Die Corona-Pandemie gefährdet nun diese Arbeitsplatzsicherheit. Hier versucht die Landesregierung gemeinsam mit Unternehmen und Gewerkschaften mit aller Kraft gegenzuhalten.“ Zu den Maßnahmen der Landesregierung gehört insbesondere das Soforthilfeprogramm für kleinere Unternehmen, Solo-Selbständige und Angehörige freier Berufe. Grimm-Benne fordert zudem von der Bundesregierung eine bessere Unterstützung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: „Kurzarbeit ist ein bewährtes Instrument zur Bewältigung von Krisenzeiten. Angesichts der Krisendauer setze ich mich dafür ein, das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent des Nettoeinkommens zu erhöhen.“

Neben dem Thema Beschäftigungssicherheit nehmen die konkreten Arbeitsbedingungen in der Beschäftigtenbefragung großen Raum ein. Körperliche Belastungen und körperlich schwere Arbeit sind weiterhin für ein Drittel bis die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land Realität. Erfreuliche Verbesserungen sind bei der Arbeitszeit festzustellen: Die Beschäftigtenbefragung weist einen deutlichen Rückgang bei Wochenendarbeit, Schichtarbeit und unbezahlter Arbeit außerhalb der regulären Arbeitszeit aus. Dennoch liegt der Anteil der besonders belastenden Nachtarbeit über dem bundesweiten Durchschnitt. So leisten 17 Prozent der Befragten aus Sachsen-Anhalt oft oder sogar sehr häufig Nachtarbeit, wohingegen der Anteil im bundesweiten Durchschnitt nur neun Prozent beträgt.

Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, erteilte aktuellen Forderungen von Arbeitgeberseite nach sogenannten „Lockerungen“ bei Arbeitszeiten und Arbeitsrecht eine Absage: „Schon vor der Corona-Krise wurde auf die Gesundheit von Beschäftigten in vielen Betrieben zu wenig Rücksicht genommen.“ So liegt der Anteil belastender Arbeit (Nachtarbeit, schwere körperliche Arbeit, widrige Arbeitsumgebung) in Sachsen-Anhalt erheblich über den Werten in West- und im übrigen Ostdeutschland. Zugleich gehen viele Menschen offenbar sogar krank zur Arbeit, haben erhebliche gesundheitliche Beschwerden und werden zudem oft nicht wertschätzend behandelt. Vor dem Hintergrund, so Gröger, sei beim Hochfahren der Produktion jetzt nicht weniger, sondern mehr Gesundheitsschutz gefordert. Das gehe am besten, wenn es mehr Betriebsräte und mehr Mitbestimmung gebe.

Die Ergebnisse des DGB-Index‘ zeigen zudem: Gute Arbeitsbedingungen verbessern die Bleibeperspektive von Beschäftigten. Mitbestimmung und Mitgestaltung steigern die Zufriedenheit im Unternehmen. Gerade in Zeiten, in denen sich Branchen im Zuge des digitalen Wandels ohnehin verändern und nun noch die Corona-Krise hinzutritt, müssen die Beschäftigten eingebunden werden. Susanne Wiedemeyer, Stellvertretende Vorsitzende DGB-Bezirk Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt: „Corona und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind aktuell die größte Herausforderung für die Betriebe im Land. Neben Corona gilt es nach wie vor, sich den Zukunftsthemen Digitalisierung und ökologischer Umbau der Wirtschaft zu stellen. Dabei müssen die Unternehmen ihre Beschäftigten mitnehmen und ihnen die Möglichkeit zur Anpassung an neue Qualifikationsanforderungen geben. Wenn die Hälfte der Beschäftigten keine Unterstützung bei ihren Qualifizierungswünschen erfährt und fast genauso viele keine eigenen Ideen in das Unternehmen einbringen können, läuft etwas gewaltig schief. Die Betriebe verschwenden Potential und Knowhow ihrer Fachkräfte.“

Hintergrund:

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) führt seit 2007 jährlich eine bundesweite Beschäftigtenbefragung durch, den „DGB-Index - Gute Arbeit". Damit liegt für die Bundesrepublik eine repräsentative Informationsquelle zur Entwicklung der Arbeitsbedingungen der abhängig Beschäftigten vor. Die Landesregierung stockte diesen Bericht 2019 auf. Der daraus hervorgehende Landesbericht für Sachsen-Anhalt enthält eine repräsentative Umfrage unter den hiesigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, wie sie ihre persönlichen Arbeitsbedingungen einschätzen. Die Ergebnisse der Befragung können der Anlage entnommen werden.

Unsere Social Media Kanäle